Die Sache mit dem SIBO

von Yvonne

Die Sache mit dem SIBO. Als wären es nicht schon genug „trouble belly“-Themen – nun auch noch SIBO. Obwohl – es ist eigentlich nicht verwunderlich, denn das hatte offiziell noch gefehlt. Wenn auch der Verdacht im letzten Jahr schon einmal aufgepoppt ist – jedoch nicht weiterverfolgt wurde aufgrund anderer, größerer Baustellen. Das war ggf. ein Fehler – aber hinterher ist man ja bekanntermaßen immer schlauer.

Nun denn – also nun noch SIBO.

Was ist SIBO?

SIBO ist die die Abkürzung von Small Intestinal Bacteria Overgrowth – zu deutsch „Dünndarmüberwucherung“ oder „Dünndarmfehlbesiedelung“. Da ich den englischen Begriff SIBO deutlich handlicher finde als die sperrigen deutschen, bleibe ich hierbei. Also SIBO.

Ganz knapp gesagt, bedeutet SIBO: Es sind zu viele und vor allem die falschen Bakterien im Dünndarm. Normalerweise befinden sich im Dünndarm (im Vergleich zum Dickdarm) kaum Bakterien, denn deren Hauptjob passiert eigentlich erst im Dickdarm. In meinem Fall sind diese Bakterien – gute wie schlechte – jedoch auch in meinen Dünndarm gelangt. Und machen dort eine Menge Ärger und Schmerzen.

Wenn Luft schmerzt und der Körper schlapp macht

SIBO erzeugt eine ganze Reihe von Beschwerden. In meinem Fall war es beispielsweise ein permanenter, wirklich nicht zu übersehender Blähbauch, der teilweise mit unglaublichen Schmerzen verbunden ist. Die Innereien werden durch Luft (bzw. Gase, die die Bakterien produzieren) extrem gedehnt. Gleichzeitig drückt diese Luft auf Solar Plexus und Lunge, was zu Kreislaufproblemen und Atemnot führen kann, aber auch auf den Rücken, was zu enormen Rückenschmerzen führt.

Wie sehr Luft schmerzen kann – davon kann ich ein Lied singen. Das Problem: Luft im Dünndarm kann nicht einfach so entweichen. Sie bleibt, wo sie ist und wird nur ganz langsam vom Körper absorbiert.

Die Ernährung spielt hier eine entscheidende Rolle und kann im schlimmsten Fall zu einem wahren „trouble booster“ werden. Denn alles, was eigentlich gesund ist – vorrangig ballaststoffreiche Lebensmittel – macht plötzlich das Leben zur Hölle.

Die Bakterien – am falschen Ort – machen sich mit Freude über Nahrungsmittel her, die dann ebenfalls – am falschen Ort – falsch verarbeitet werden. Irgendwie dreimal schlecht. Das Objekt der Bakterien-Begierde (wie eigentlich immer): Kohlehydrate! Und zwar aller Art – wirklich aller, vom ungesunden Industriezucker bis zum eigentlich supergesunden Ballaststoff. Alles egal – alles eine Suppe. Und diese Kohlehydrate werden von den Bakterien vergoren statt verdaut. Effekt: Zunächst der oben beschrieben, aufgetrieben Blähbauch.

Und dann noch vielerlei anderes, denn es entstehen Gase, deren toxische Bestandteile über das Blut im Körper verteilt werden – und das bewirkt einiges. Man fühlt sich phasenweise, gerne auch tagelang, wie mit dem Holzhammer geschlagen, der Kreislauf hängt durch, die Migräne hält sich hartnäckig (das alleine reicht schon – Migränemenschen wissen, was ich meine), Schlafstörungen, körperliche Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche und die Unfähigkeit auch nur einen brauchbaren Gedanken zu Ende zu denken (herrlich wenn man Kopfmensch ist und jobmäßig von kreativen Ideen lebt). Die Amerikaner haben einen schönen Begriff dafür: Brain Fog.

In meinem Fall wird das alles gerne noch von andauernder Übelkeit begleitet.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie meine Fruktoseintoleranz beispielsweise, können ebenfalls durch SIBO ausgelöst werden. In jedem Fall hängen sie zusammen – auch wenn die Fachleute uneins sind, ob das erste das zweite oder umgekehrt auslöst.

Ein weiterer Effekt sind Hautirritationen, Ekzeme bis hin zu Neurodermitis, aber auch Unreinheiten und Akne. Auch wieder irgendwie nachvollziehbar, denn die Haut ist unser größtes Organ – und unser größtes Ausscheidungsorgan. Alles, was an Schadstoffen im Körper entsteht, muss irgendwo hin. Ein Teil wird abgeatmet, vieles wird über die Haut ausgeschieden.

Diese „Neben-Baustellen“ sind nicht zu unterschätzen. Sie beeinflussen in sehr hohem Maße das Wohlbefinden. Im schlimmsten Fall geht es einem richtig schlecht durch eine Kombination von Beschwerden, die auf den gesamten Organismus einwirken.

Zusammengefasst: Man ist komplett „out of order“ und wirklich zu nichts zu gebrauchen. Und das ist schlecht, weil Alltag und Job gehörig leiden. Und weil man sich einfach nur beschissen fühlt. Sorry.

Wirkung oder Ursache?

Ein wichtiger Knackpunkt ist die Ursache. Denn SIBO ist immer eine Auswirkung von einem anderen Mißstand. SIBO entsteht also immer aus einem bestimmten Grund als Folge von etwas anderem. Und das herauszufinden kann der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleich kommen.

Denn das kann vieles sein – und das oftmals in der Vergangenheit liegend. Es kann eine funktionelle Störung zwischen Dünn- und Dickdarm vorliegen oder eine Motilitätsstörungen, die reibungslose Weiterbewegung von Darminhalt verzögert oder verhindert. Die Bakterienzusammensetzung an sich – das Mikrobiom – kann insgesamt gestört sein, wiederkehrende Entzündungen der Darmschleimhaut, aber auch Divertikel (Aussackungen im Dickdarm). Diese Vielfalt alleine macht eine schnelle und klare Diagnose bereits sehr schwer. Aber es wird noch komplizierter.

Denn auch ganz andere Baustellen können in der ganzen Verkettung zu SIBO führen: Die Einnahme von Säureblockern bei Magenproblemen wie Gastritis oder Sodbrennen, sogenannte Protonenpumpenhemmer oder -inhibitoren wie [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Pantoprazol, sorgen in der Folge – den nachfolgenden Verdauungsabschnitten) für eine Veränderung der Darmflora. Da ich, wie die Magen-Darm-Spiegelungen gezeigt haben, auch eine leichte Tendenz zu Entzündungen der Magenschleimhaut (nicht nur der Darmschleimhaut) aufweise, ist das eine wichtige Erkenntnis. Wir setzen hier jedoch aus den vorgenannten Gründen nicht medikamentös an – manchmal alles eine Sache der Abwägung.

Auch eine Fehlfunktion der Schilddrüse ist gerade bei Frauen ebenfalls eine mögliche Ursache.

Aktuell wissen wir, dass in meinem Fall die Klappe zwischen Dünn- und Dickdarm nicht richtig schließt, die Ventilfunktion nicht greift und durch die kleine Lücke ein Rückwandern der Bakterien vom Dick- in den Dünndarm ermöglicht wird. Zudem leide ich unter immer wiederkehrenden (inzwischen dank meiner Therapie auf ein Minimum reduzierte) Entzündungen sowie Divertikeln, außerdem der Neigung zu Darmpolypen und einer Schilddrüsenproblematik. Das alles kann, muss aber hier nicht im ursächlichen Zusammenhang stehen, zumal die Klappe als offensichtliches Haupt-Problem erkannt wurde. Immer wiederkehrende Schmerzen und extreme Verspannungen im unteren Rücken legen zudem den Verdacht nahe, dass in diesem Bereich nahe des Beckens noch auf einer andern Ebene Probleme liegen. Und möglicherweise wiederum Einfluss auf die Klappe hat. Inzwischen werden Vernarbungen im näheren Umfeld durch eine frühere Bauch-OP als wichtiger Einflussfaktor gesehen.

Diese sogenannte Ileozäkalklappe – oder auch Bauhin oder Bauhinsche Klappe – ist also (in meinem Fall) der Übeltäter. Sie öffnet sich zwar korrekt Richtung Dickdarm, aber schließt anschließend nicht richtig. Selbst meine Hamburger Osteopathin konnte eine gewisse „Starrheit“ ausmachen. Sie arbeitet einfach nicht geschmeidig. Deshalb wandern ziemlich sicher die besagten Bakterien aus dem Dickdarm zurück in den Dünndarm.

Bedeutet: Bakterien aus dem Dickdarm sind plötzlich im Dünndarm – und damit in einer für ihre „Tätigkeit“ völlig falschen Umgebung. Der Dünndarm ist normalerweise nur ganz schwach von Bakterien besiedelt, denn deren Arbeit passiert vornehmlich im Dickdarm. Wenn nun diese Bakterien im Dünndarm sind, stürzen Sie sich bevorzugt auf Kohlehydrate und vergären sie.

Schlechte Bakterienfütterung

Ein wichtiger Nebenaspekt, den ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann: Mit eigentlich gutem Darmfutter wie Ballaststoffen – insbesondere präbiotischer – sowie der Zuführung von Probiotika erziele ich ein neues, zum Teil noch massiveres Problem. Denn damit werden die guten Bakterien im falschen Umfeld gefüttert. Was zu zusätzlichen Problemen führt. Eigentlich völlig absurd: Gesunde Nahrung macht Probleme.

Präbiotika sind beispielsweise Lebensmittel wie gekochte, abgekühlte Kartoffeln oder Reis (entwickeln durch den Vorgang Kochen plus Abkühlen sogenannte „Resistente Stärke“), weiterhin Topinambur, Chicorée, Spargel, Artischocken, Knoblauch, Zwiebeln, unreife (grüne) Bananen oder auch Akazienfaser. Präbiotika stecken allerdings auch – oft unter dem Namen Inulin – in vielen verarbeiteten Lebensmitteln.

Probiotika, also milchsäurehaltige Lebensmittel oder Präparate mit verschiedenen Bakterienstämmen sind ein zweischneidiges Schwert und deshalb nur eingeschränkt (bzw. nach meinem Kenntnisstand gar nicht) zu empfehlen. Denn so lange akute SIBO nicht therapiert ist, macht eine zusätzliche Zuführung von Probiotika unnötige Extraprobleme. Denn die Probiotika sind ja eigentlich für eine gute Darmflora im Dickdarm gedacht – nicht aber für eine Bakterienkolonie im völlig falschen Umfeld! Dieser Einschätzung kommt insbesondere von amerikanischen Fachleuten – und bestätigte sich durch Abklingen meiner Beschwerden nach Absetzen eines Probiotikums in Abstimmung mit meinem Ärzte-/Therapeutenumfeld. Aber auch das wieder: Höchst individuell. Zum Thema Probiotika habe ich mich hier schonmal detailliert geäußert.

SIBO und Leaky Gut

Man darf davon ausgehen: Hier ist ein Zusammenhang. Denn durch das SIBO und die Bakterien „am falschen Ort“ wird einiges in Gang gesetzt. Nahrungsmittel werden vergoren, Gase entstehen, Toxine treiben ihr Unwesen. Dass die Schleimhaut davon nicht gerade profitiert, ist offensichtlich. Gerade amerikanische Fachmenschen setzen hier einen Fokus – auch in diesem Themen wieder deutlich weiter als in Deutschland.

Während meiner Therapie hat sich die Annahme verfestigt, dass das SIBO nachhaltig mit Schuld an meinem chronischen Leaky Gut hat. Die Bakterien stören das gesamte Millieu (das vermutlich dadurch auch zu wenig sauer, also zu basisch ist), treiben ihr Unwesen, bilden Toxine und sorgen letztlich dafür, dass sich die schwache Schleimhaut einfach nicht stabilisieren und abdichten lässt und weiter „leaky“, also durchlässig bleibt.

Auch mein leidiges Thema „Malabsorbtion von Nährstoffen“ darf man in diesem Kontext sehen. Das ganze Verdauungssystem ist einfach zu sehr gestört, als dass es sich seiner eigentlichen Aufgabe „Verdauung und Nährstoffaufnahme widmen könnte.

Test it!

Wie kann man nun herausfinden, ob man SIBO hat? Man kann es testen. Und zwar mit einem sogenannten Atemtest, der entweder mit Glukose oder Laktulose testet.

Wird Glukose eingesetzt, lassen sich sehr schnell Reaktionen im oberen Dünndarmabschnitt nachweisen.

Laktulose hingegen spricht vornehmlich auf den unteren Dünndarmabschnitt an.

Wenn also nicht klar ist, welcher Bereich des Dünndarms überwuchert ist, müssen zwangsläufig beide gemacht werden.

Dafür nimmt man eine definierte Menge des Testmaterials zu sich und muss nach einer gewissen Zeit in ein Atemgerät hineinatmen. Ich habe das im ersten Schritt mit einem – zwar von meiner Ärztin initiierten, aber zuhause und dann an das Labor geschickten – Selbsttest erledigt. Ich bin sehr gewissenhaft in solchen Dingen, dennoch war die Probe unbrauchbar und das Testergebnis nicht zu ermitteln. Sehr ärgerlich, denn ich habe viele Stunden Zeit investiert.

Unabhängig davon, ob mein Selbsttest funktioniert hat oder nicht – ich höre auch von funktionierenden Methoden. Ein Test für die Heimanwendung ist beispielsweise von [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Dr. Gut oder Sibolab.

Der zweite Versuch fand ambulant im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg statt. Auch hier ist man viele Stunden beschäftigt und atmet in genau getakteten Abständen in das Atemgerät hinein. Hier wurde jedoch nur Glukose getestet – also die Situation im oberen Dünndarmabschnitt.

Aber Achtung: Beide Test sind NICHT 100% aussagekräftig! Selbst bei negativen Resultaten kann SIBO vorliegen – insbesondere, wenn alle Symptome darauf hinweisen! Deswegen kritisch bleiben – denn neben allen Test gibt es einige klare Anzeichen für SIBO. Ein stark aufgedunsener Bauch, ohne die Möglichkeit, Luft entweichen zu lassen, sagt schon laut und deutlich: Dünndarm! Insbesondere in Kombi mit „brain fog“ und/oder Migräne. Denn das bedeutet, Kohlehydrate werden vergoren und die Alkohole wirken – eben wie Alkohol. Fatal. Dann hilft nur, „trigger-Lebensmittel weglassen“ und schauen, ob die Beschwerden besser werden.

Was kann man tun?

Zum jetzigen Zeitpunkt kann man sagen: Das Thema SIBO ist in Deutschland ziemliches Neuland. Erschwerend: Es gibt keine klare und sicher funktionierende Therapie. Selbst meine sämtlichen Quellen und „Fach-Informanten“ im englischsprachigen Ausland (vorrangig USA) sind mehr als widersprüchlich. Um mal einen blöden Spruch zu bemühen: Die einen sagen so, die anderen sagen so. Leider ist aber genau das der Fall, denn es gibt bislang zwei Therapieansätze – und offenbar haben beide mindestens so viele Gegner wie Befürworter. Verrückt eigentlich.

Die beiden grundsätzlichen Therapieansätze sind:

  • Einsatz von Antibiotika
  • Aushungern der Bakterien mit einer restriktiven Eliminierungs-Diät

Aber beide greifen nicht, wenn wie in meinem Fall, die Klappe zwischen Dünn- und Dickdarm nicht sauber schließt und immer wieder Bakterien zurückwandern. Denn wie gesagt, SIBO ist nicht das eigentliche Problem, sondern „nur“ die Auswirkung einer ganz anderen Ursache. Irgendetwas sorgt dafür, dass Bakterien zurückwandern (oder einfach dort sind) und dann ihr Unwesen treiben. Eine parallele osteopathische Behandlung könnte dann – wie in meinem Fall – weiteren Aufschluss geben.

Antibiotika

In meinem Fall waren Antibiotika keine Option – sind sie doch vermutlich durch frühere, allzu schnelle Gaben bei jedem Infekt mit Schuld an meinem dauerhaften „trouble belly“. Jedoch haben auch meine Ärztinnen von dieser Option abgesehen. Würde man diese Idee verfolgen, wäre sie eine echte Holzhammer-Methode. Die mit voller Absicht gezielte Gabe eines Antibiotikums und zwar konkret von [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Rifaximin ist in ihrer Wirkung relativ ungeklärt – hier sind sich selbst absolute Fachleute nicht einig. Die überwiegende Meinung ist jedoch: hilft nur kurzfristig, zu viele Nebenwirkungen, SIBO kommt zurück – knapp zusammengefasst. Und das wo Antibiotika auch noch grundsätzlich im Ruf stehen, das Mikrobiom zu zerstören – eben auch das eigentliche und gewollte. Hier gilt es einfach abzuwägen und individuell mit ärztlicher Fachunterstützung zu entscheiden. Im übrigen werden in dem Kontext auch pflanzliche Antibiotika erwähnt – hierzu recherchiere ich derzeit noch.

Ein anderes Produkt, dass in den USA besprochen wird und auch in Deutschland inzwischen verfügbar ist, ist [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Atrantil. Auch hierzu bei nächster Gelegenheit mehr Informationen.

Wir werden alternativ nochmal auf pflanzlichem Weg versuchen, den fehlgesiedelten Bakterien den Garaus zu machen. Eine Möglichkeit ist die Einnahme von Oregano-Öl. Steht bei mir aber noch aus.

Sogenannte pflanzliche Antibiotika geraten zunehmend in den Fokus. Dazu an anderer Stelle bei Gelegenheit mehr.

Ein anderer, flankierender Ansatz ist die kurmäßige Einnahme des Präparats [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Ozovit. Ozovit wird vorrangig bei Verstopfungen und Blähungen verabreicht – beides Faktoren, die häufig mit SIBO einhergehen. Das Präparat ist reines Magnesiumperoxid. Der Punkt ist, dass dadurch Sauerstoff entsteht – und das mögen die anaeroben Bakterien überhaupt nicht. Man räumt quasi ein bisschen auf und sorgt gleichzeitig dafür, dass alles flott abtransportiert wird. Es lässt sich sehr gut individuell dosieren, sodass man die perfekte Menge für sich gut austarieren kann (der angegebene Meßlöffel ist meines Erachtens sehr hoch dosiert – ich starte immer mit einer Messerspitze und steigere vorsichtig). Die „Aufräum-Kur“ sollte maximal 7 Tage dauern.

Die Tendenz zur Entzündung der Darmschleimhaut als mögliche Nebenbaustelle von SIBO kann durch das Enzym Bromelain eingedämmt werden. Bromelain ist ein Enzym, das natürlicherweise in Ananas vorkommt – kann aber bei Unverträglichkeit auch über ein Präparat zugeführt werden – z.B. [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Wobenzym oder Bromelain POS. Leider bereitet es mir Beschwerden. Auch hier gilt deshalb: Try and error.

Wermut-Tee kann auch Sinn machen, er kann zudem helfen, den durch den permanenten Gärzustand aufgetriebenen Bauch zu beruhigen und zu entkrampfen.

Darüber hinaus gilt es, die Schleimhaut zu stärken (auch in der Annahme, dass SIBO und Leaky Gut miteinander verbandelt sind). Eine stabile Schleimhaut ist einfach weniger anfällig für Fehlbesiedelung – ganz klar. Zum Thema „Schleimhaut“ habe ich mich hier schonmal recht ausführlich geäußert. Die Unterstützung mit hochwertigem L-Glutamin, z.B. von [Werbung, Affiliate Link*] Arktis Biopharma in hoher Dosierung macht durchaus Sinn. Zum Thema L-Glutamin (siehe auch unten) gibt es einen umfassenden Blogbeitrag mit Überblick über die relevanten Produkte. Aber auch Kollagen kann einen Beitrag zur Schleimhaut- und Gewebestärkung beitragen. Ein stärkendes Rezept findet Ihr hier.

Einen Beitrag zum Thema „Leaky Gut und Kollagen“ findet Ihr hier. Demnächst folgen auch konkrete Produkt-Tipps zum Thema Kollagen – ich teste derzeit einiges.

Omega-3-Fettsäuren spielen zudem eine wichtige Rolle gegen Entzündungen aber – wie man zunehmend erkennt – in der Stärkung der Darmschleimhaut. Also gute Öle wie Hanf-, Leinsamen- oder Schwarzkümmelöl unbedingt in den täglichen Speiseplan einbauen. Ich schwöre inzwischen, nach diversen Fach-Empfehlungen, auf das hochpotente Algenöl von [WERBUNG, unbeauftragt und unbezahlt] Norsan.

Biotin (Vitamin B7) ist ebenfalls wichtig für die Schleimhaut und sollte ggf zugeführt werden. Da ich ohnehin ein umfassendes B-Vitamin-Präparat einnehme, bin ich hier zumindest schonmal save.

Aushungern der Bakterien

Also geht es nur vorrangig über die Ernährung. Mit dem Ziel, den Bakterien das gärungsfreudige Lieblingsfutter vorzuenthalten und sie regelrecht auszuhungern. Und das sollte man mindestens 14 Tage kurmäßig durchziehen. So konsequent wie möglich! Und zwar so:

No carbs!

Der Trick ist: Auf ALLE Kohlhydrate zu verzichten! Und ich meine wirklich alle – also nicht nur Zucker (der in meinem Fall schon seit über zwei Jahren nahezu gestrichen ist) sondern auch alle Varianten davon wie (und das benutze ich in Minimaßen) Reissirup oder Kokosblütenzucker. Aber vor allem – auf Reis, Kartoffeln und Pasta verzichten. In meinem Fall nicht so einfach, fehlt mir gerade mit Reis und Kartoffeln ein wichtiger Part meiner ohnehin schon recht eingeschränkten Lebensmittelpalette. Hier sind dann Hirse und Süßkartoffel leckere „Ersatzdrogen“.

Zudem steht das Thema Fruktose im Fokus – ich leide unter einer ausgeprägten Intoleranz. Vermutlich wiederum ausgelöst durch das SIBO. Das ist aber nicht final geklärt. Einige Fachleute sehen Intoleranzen als Mitauslöser für SIBO. Auch hier wieder die berühmte Frage nach Ei und Henne.

Zusammengefast darf man essen: Gemüse (lowFODMAP!), Fisch, Fleisch (was ich jedoch kaum mache – wenn, dann etwas Geflügel), Ei (noch zu klären – widersprüchliche Quellen und bei Leaky Gut meist nicht angeraten – zumindest das Eiweiß), Nüsse, Saaten, hochwertige Fette und Öle sowie wenige Obstsorten (nach individueller Verträglichkeit – hier gibt es widersprüchliche Quellen).

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist gegrillter-lachs-qu-1-1024x1024.jpg

Bitter bitte!

Bitterstoffe sollen zudem unterstützend wirken. Da sie in typischem Bittergemüse wie Rucola, Radicchio oder Chicorée nahezu weggezüchtet sind, greife ich gerne zu [WERBUNG, unbezahlt und unbeauftragt] Bitterstern, Bitterkraft oder Bitterliebe. Mein aktuelles Lieblingsprodukt ist [Werbung, Affiliate Link*] Bitter“ , das Bitter-Elixir von Arktis Biopharma. Ich habe es aktuell immer dabei und nehme es vor oder nach dem Essen ein.

Dadurch werden auf natürlich Weise die wichtigen Verdauungsenzyme angeregt, sodass der Nahrungsbrei optimal in Magen und oberem Dünndarm aufgeschlüsselt wird. Die Verdauung bereits im ober Verdauungstrack zu optimieren – das muss grundsätzlich Ziel sein. Denn alles was unzureichend verdaut ist, landet unweigerlich als „Futter“ bei den unerwünschten Bakterien. Und das wollen wir ja um jeden Preis verhindern.

Die gute Nachricht: Kaffee, am besten frisch gemahlen und aufgebrüht, ist ausdrücklich erlaubt – sogar bis zu 3 Tassen am Tag, sofern er vertragen wird [Quelle: Dr. Anne Fleck]. Der Punkt: Die enthaltenen Bitterstoffe.

Bitterstoffe haben übrigens noch einen Vorteil: Sie reduzieren die Lust auf Süßes – und das hilft ungemein, wenn man Zucker und Kohlehydrate unbedingt weglassen muss. Und sie unterstützen natürlich die Verdauung. Da ich nach wie vor Kaffee nicht gut vertrage, belasse ich es bei einer Tasse am Morgen – meinem Bettritual. Und ergänze mit Bittertropfen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist IMG_4465-e1531034112197-1024x1024.jpg

Ballaststoffe ja oder nein?

Allerdings ziemlich unklar: Das Thema Ballaststoffe. Eigentlich ja etwas, das wir uneingeschränkt unter „gesund“ verbuchen würden. Hier jedoch nicht unbedingt. Die einen Fachmenschen sagen: Ballaststoffreich. Die anderen rufen: Unbedingt ballaststoffarm! – um die Bakterien nicht noch unnötig zu füttern. Letzteres leuchtet mir ehrlich gesagt am ehesten ein. Denn es soll ja um Aushungern gehen.

Alles nicht so einfach. Grundsätzlich ist man mit einer Ernährung nach Paleo aber ziemlich gut aufgestellt (einige Rezepte findet Ihr hier). Und viele meiner Rezepte taugen (komplett oder in Teilen) zur Anti-SIBO-Ernährung. Ich setze vorrangig auf leicht verdauliche Gemüsesuppen oder Curry mit Grillgemüse und Hirse – meine Curry Base liefert hier wunderbare, vielfältig kombinierbare und einfache Dienste. Mein Brokkoli-Kokos-Curry, meine Basische Minestrone (allerdings ohne Kartoffeln) oder auch der Grüne Power Smoothie sind lecker und leicht verdaulich. Und liefern Energie.

Leicht verdaulich ist ein gutes Stichwort:

Amerikanische Ärzte setzen nämlich zum Teil auf eine extrem restriktive, ausschließlich auf Flüssigkeit basierende Diät. Sie soll gewährleisten, dass die bereits flüssige Nahrung gar nicht mehr groß verdaut werden muss sondern sofort und ausschließlich im oberen Abschnitt des Dünndarms absorbiert wird – und gar nicht erst zur Verarbeitung bei den Bakterien im unteren Dünndarmabschnitt ankommt. Die sogenannte „Fast Tract Diet“ kann jedoch nur unter intensiver ärztlicher Betreuung erfolgen. Und erst dann, wenn alle anderen Therapieversuche erfolglos waren.

Die US-amerikanische Ärztin Dr. Nirala Jacobi ist „The SIBO Doctor“. Sie hat die sogenannte „Bi-Phasic-Diet“ entwickelt, die von vielen als Mittel der Wahl angesehen wird. Die Diät arbeiten mit zwei Phasen – einer ersten, sehr restriktiven („reduce and repair“), die komplett jede Art von Zucker sowie alle Arten von fermentierbaren Stärken und Ballaststoffen verbietet. Und einer zweiten Phase („remove and restore“), die dazu dient nach einem ganz individuellen Protokoll zu therapieren und den Zustand zu stabilisieren,

Die – ebenfalls US-amerikanische – Ärztin Dr Allison Siebecker setzt ebenfalls auf eine gezielte, retrictive Diät – einer Mischung aus lowFODMAP-Diät und der „Specific carbohydrate Diet“. Aber sie orientiert sich zudem stark an der oben gennannten Bi-Phasic-Diet“ von Dr. Jacobi.

Und was noch?

Auch bei SIBO ist wichtig, das berühmte Große Ganze im Auge zu behalten. Wie oben erwähnt, ist SIBO ein Effekt und Ergebnis anderer Problematiken. In meinem Fall musste irgendwie Entlastung und Entspannung in die Klappe. Und das hilft mir – gerade auch an wirklich schlechten Tagen mit Nebensymptomen wie Migräne:

  • Intervallfasten – sehr hilfreich (wird insbesondere von US-Quellen empfohlen). 16:8-Variante ist dabei offenbar am sinnvollsten, also 16 Stunden nichts essen nach der letzten Mahlzeit am Abend zuvor. Entlastet ungemein!
  • Esspausen – oder neudeutsch „mealspacing“ – sehr hilfreich, wenn mindestens 4 Stunden (für die sogenannte „Cleaning Wave“). Snacken also unbedingt vermeiden (Und wenn, dann wirklich nur ein paar Mandeln). Eine der wichtigsten Maßnahmen in meinen Augen.
  • L-Glutamin-Einnahme: Die Einnahme der Aminosäure L-Glutamin unterstützt flankierend, denn sie trägt aktiv zur Stärkung der Darmschleimhaut bei. Üblich bei Normalbedarf ist eine Dosierung von 1.500 mg am Tag, am besten morgens auf nüchternen Magen. In schweren Fällen wird auch höher hochdosiert (hierzu demnächst mehr auf meinem Blog). Wir sprechen von 3.000 bis 5.000 mg im Durchschnitt und bis zu 10.000 mg in akuten Fällen von Leaky Gut. Biotin (B7) ergänzend.
  • Entspannung: Yoga, insbesondere Yin Yoga, eine besonders entspannende und faszial wirkende Yogaform, hilft mir sehr, den unteren Rücken und den gesamten unteren Bauchraum zu entspannen – denn alles ist über Faszien und Gewebe miteinander verbunden, der Dünndarm an der Lendenwirbelsäule regelrecht aufgehangen. Aber auch entspannende Atemtechniken wie meine 3-4-5-Methode können helfen. Sie ist wirklich super easy und wirksam, einfach mal probieren! Und natürlich Themen wie Bewegung und regelmäßige Auszeiten, „Handy Detox“ und Zeit in der Natur. Oft belächelt und unterschätzt – aber immens wichtig nach meiner Erfahrung.
  • Wärme: Das gute alte Wärmekissen! Ich liebe es. Wärme löst einfach wunderbar Verspannungen im Unterbauch und Rücken. Ob die klassische Wärmflasche, ein kleines Heizkissen (beides auch praktisch für unterwegs) oder das Dinkelkissen aus der Mikrowelle – alles gut!
  • Fasten – und zwar Heilfasten nach Buchinger – ein etwas spezielleres Thema, aber einen Blick wert. Insbesondere als wunderbare „Komplett-Entlastung“ und perfekter Einstieg in eine SIBO-Therapie. Mehr zu meiner „Geheimwaffe Fasten“ hier. Gilt im Übrigen NUR für Menschen mit Normalgewicht – dieser wichtige Hinweis ist nötig, denn ich selber war in meiner Tiefstphase der SIBO-Erkrankung tatsächlich untergewichtig und sehr wackelig auf den Beinen. Da ist fasten natürlich absolut tabu.

Fazit

Viel Arbeit – unklarer Ausgang. Ich sag’s ungerne. Das ist leider der Fall. Alles andere wäre gelogen. Aber die Mühe lohnt. Auch wenn man, wie ich seit Jahren, an einem komplexen „trouble belly“ mit vielen Baustellen herumlaboriert – eines kann ich sicher sagen: Es geht mir so, so, so viel besser als noch vor 2 oder gar 3 Jahren. Und vielleicht ist Euer SIBO nur eine Momentaufnahme im aktuellen Lebensabschnitt – dann ist es umso besser in den Griff zu bekommen.

Meistens ist wirklich schon nach 2 Wochen sauberer, pflanzenbasierter, zuckerfreier Ernährung ein Riesenschritt getan. Meine Rezepte können Euch sehr helfen denn ich habe sie aus meiner eigenen Leidensgeschichte heraus entwickelt. Und zahlreiche werden folgen – also schaut gerne regelmäßig hier vorbei!

Ihr wollt mehr? Lest auch gerne meinen Beitrag aus dem letzten Jahr: SIBO- durch dick und dünn! Und lasst Euch durch meinen Blog treiben und inspirieren – es gibt einfach eine große Menge Infos und Erfahrungsberichte, die Euch sicherlich in Eurem „Bauch-Dschungel“ helfen können. Und ich bleibe dran.

Übrigens ist gerade ein Food Diary in der Mache – ich nutze ihn selber regelmäßig, um meine tägliche Ernährung aber auch meine Routinen und letztendlich meinen Genesungsfortschritt zu dokumentieren. Demnächst stelle ich Euch die Vorlage als PDF hier zur Verfügung.

Lesetipp

The one and only – und zwar wirklich, denn es gibt nur ein einziges brauchbares, dafür maximal umfassendes Fachbuch zum Thema am Markt: „SIBO – Wenn der Darm in Aufruhr ist“ der US-Amerikanerin (und ehemaligen SIBO-Betroffenen) Phoebe Lapine. Seit Kurzem liegt dieses Werk in deutscher Übersetzung vor – Riesendank an den VAK Verlag! Ihr bringt Licht ins Dunkle!

Noch mehr Inspiration?

Wir stehen in dieser SIBO-Sache in Deutschland komplett am Anfang. Und selbst das ist oft nicht einmal gegeben. Was soll ich sagen – wäre es nicht so, würde es diesen Blog nicht geben. Denn SIBO ist wie Leaky Gut in anderen Ländern, vorrangig den USA, unfassbar weiter. Und die Relevanz des „Megaorgans Darm“ steht im Zentrum vieler Diagnosen und Therapien.

Umso erfreuter bin ich, dass es einige „Kämpferinnen für mehr Darmwissen“ gibt (ja, in erster Linie Frauen)! Auch wenn sich die konventionelle deutsche Medizinerzunft nach meiner Erfahrung sehr wenig hervor tut – auf der Seite der alternativmedizinischen und ernährungstherapeutischen Fachmenschen tut sich umso mehr. An dieser Stelle werde ich also fortlaufend ergänzen, was mir in die Finger kommt.

Allen voran möchte ich den „Reizdarm Podcast“ von Journalistin und Ernährungsberaterin Miriam Wörnle empfehlen. Er liefert unglaublich viel Fachwissen gepaart mit eigenen Erfahrungen als Bauchmensch, insbesondere mit SIBO. Empfehlenswert ist auch die „Darmsprechstunde“ von Wissenschaftlerin Dr. Sarah Schwitalla oder „Darmglück“ von Julia Gruber.

Oben genannte US-Ärztin Dr. Nirala Jacobi – The SIBO Doctor – hat einen Fach-Podcast (nur in Englisch) mit unterschiedlichen Interview-Partnern – für all jene, die tiefer ins Thema einsteigen wollen.

Versprochen: Sobald mir mehr in die Finger gerät wird es hier erscheinen. Denn das Thema ist einfach zu wichtig.

* >>> Affiliate Link: Dieser Link führt direkt zu dem von mir empfohlenen Produkt. Ich benutze ausschließlich Produkte, von denen ich selber überzeugt bin. Solltest Du über diesen Link etwas kaufen, unterstützt Du dadurch meine Arbeit, ohne dass es Dich einen Cent mehr kostet. Der Affiliate Partner zahlt mir eine kleine Provision. <<<

Print Friendly, PDF & Email

Vielleicht magst du auch