SIBO – durch dick und dünn

von Yvonne

Was gibt es Wertvolleres, als Menschen, die mit einem durch dick und dünn gehen? Das wünschen wir uns doch wirklich alle in unserem Leben.

Nicht aber, wenn es um unsere Eingeweide geht. Denn hier wird andersherum ein Schuh draus – und DÜNN geht durch DICK. Alles was uns durchläuft, geht natürlicherweise vom Dünndarm in den Dickdarm.

Und passiert eine wichtige Tür dazwischen: Die Bauhin-Klappe. Sie arbeitet wie ein Ventil und öffnet nur in eine Richtung – nämlich Richtung Dickdarm. Denn dort soll alles hin – aber definitiv nichts zurück! Und die dortigen Bakterien erwarten in der Regel mit Freude, was ihnen geschickt wird. Um es fachgerecht zu zerlegen und zu verwerten.

In meinem Fall ist die besagte Tür aka Klappe aber defekt oder zumindest nicht voll funktionstüchtig. Sie schließt einfach nicht, wie sie soll.

Das hat zur Folge, dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm wandern, sich dort ansiedeln und viel Unfug anstellen. Denn sie haben dort einfach nichts zu suchen und erzeugen vielfältige Probleme. Dieses Phänomen nennt sich SIBO – Small Intestinal Bacterial Overgrowth, auf deutsch gerne  Dünndarmüberwucherung oder auch Dünndarmfehlbesiedelung genannt. Ich bleibe gerne bei SIBO, weil es knackiger ist. Und ohnehin im englischsprachigen Raum mehr Beachtung findet als in Deutschland – so meine Wahrnehmung.

Wichtigster Punkt bei SIBO: Es ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Effekt von etwas anderem. Und das sorgt dafür, dass die Bakterien vom Dick- in den Dünndarm wandern. Um dort wirklich alles durcheinander zu bringen, die Verdauung nachhaltig zu stören, für heftige Beschwerden zu sorgen und in Folge außerdem für einen gestörten Stoffwechsel.

Auf der Suche nach der Ursache und der entsprechend richtigen Therapie wird man deshalb mit vielen Fragezeichen konfrontiert.

In meinem Fall ist es so, dass wir vor der großen Frage (und meinem Kern-Problem)stehen, warum meine Dünndarmschleimhaut einfach nicht besser sondern – im Gegenteil! – in Schwankungen schwach und durchlässig bleibt. Mein Zonulin-Wert (der wichtigste Leaky-Gut-Marker und Indikator) hat sich seit dem letzten Test vor ein paar Monaten aktuell schon wieder verschlechtert! Was ist da los?

Es hat sich durchaus ein bisschen Verzweiflung bei mir breit gemacht, als ich in der Praxis davon erfuhr. Denn ich tue wirklich alles, was möglich ist, um den Leaky Gut in den Griff zu kriegen: Ich habe meine ganze Ernährung darauf abgestellt, nehme hochdosiert L-Glutamin ein, habe Stressfaktoren deutlich identifiziert und eliminiert – um nur die Wichtigsten Punkte zu nennen.

Mit einer minimalen Verbesserung hatte ich deshalb auch realistisch gerechnet – mit dem Ziel, sich langfristig auf einem immer noch schlechten aber bei weitem nicht dramatischen Wert einzupendeln.

Ganz bestimmt aber nicht schon wieder mit einer dramatischen Verschlechterung!

Es gibt also nach wie vor ein grundlegendes Problem – und eine weitere „trouble belly“-Baustelle namens SIBO. Große Freude!

Die relativ sichere Annahme ist nun, dass Bakterien die Schleimhaut zerstören. Kleine Monster machen sich darüber her und egal was ich zuführe oder gezielt weg lasse – es führt zu keiner Verbesserung. Macht irgendwie keinen Sinn. Dass mir zudem im Dickdarm chronisch zwei wichtige Bakterienstämme nahezu fehlen, steht dabei nochmal auf einem anderen Blatt. Außerdem ist das Millieu zu wenig sauer. Der nächste Test in einigen Monaten wird wieder spannend.

Das Hauptproblem bleibt aber die Tatsache, dass die besagte Klappe zwischen Dick und Dünn nicht mitspielt – bzw. zu unflexibel ist. Und nicht richtig (oder zu spät) schließt. Hier kommt meine phänomenale Hamburger Osteopathin in’s Spiel – denn sie hat das schon an der entsprechenden Stelle am Bauch erfühlen können, ohne von SIBO zu wissen. Die „Entspannung“ der Klappe ist deshalb seit einiger Zeit im Fokus unserer Behandlung.

Zu SIBO werde ich mich an anderer Stelle nochmal gesondert äußern, denn das Thema ist sehr komplex.

Übrigens: Warum die Schleimhaut so wichtig ist, habe ich gerade kürzlich erst ein bisschen näher beleuchtet. Den Beitrag findet Ihr hier.

Titelfoto: Pixabay / Pexels

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