Was ist Mikroplastik? Die Frage habt Ihr Euch bestimmt schon häufiger gestellt, denn Mikroplastik ist mitten in unserem Alltag und damit in unserem täglichen Leben angekommen. Und das leider dauerhaft.
Mikroplastik ist in unserem Alltag inzwischen dauerpräsent und uns näher, als uns lieb ist. Im Durchschnitt nimmt jeder Mensch jährlich Mikroplastik, meist über die Nahrungsmittel zu sich – und das in einer Menge, die in etwa einer ganzen Kreditkarte entspricht. Das sollte man sich mal wirklich auf der Zunge zergehen lassen, im wahrsten Wortsinn. Eine unglaubliche Menge. In meinem Berufsalltag setze ich mich mit Themen wie Circular Design, Umweltwirkungen und speziellen Impact-Themen wie eben Mikroplastik permanent auseinander. Aber was ist Mikroplastik eigentlich genau?
Mikroplastik – ein paar Fakten
Mikroplastik ist unbestritten eines der größten und drängendsten Probleme der heutigen Zeit – und ein Effekt steigender Kunststoffabfälle, insbesondere jener, die nicht verwertet werden, sondern unsachgemäß in der Natur (und insbesondere in den Weltmeeren) enden.
Die Größenangaben für Mikroplastik sind in der Literatur nicht einheitlich definiert und schwanken meist in einer Spannweite zwischen 0,0001 mm (Millimeter) bis hin zu kleiner als 5,0 mm. Aufgrund der z.T. mikroskopisch kleinen Größe sind Mikroplastikpartikel in der Lage, Zellwände von Organismen zu durchdringen. Dadurch konnten Mikroplastikrückstände bereits in Fischen sowie in der gesamten Nahrungskette nachgewiesen werden – bis zum Menschen. Zuletzt wurde Mikroplastik bereits im menschlichen Hirn nachgewiesen – es durchdringt also sogar die schützende Blut-Hirn-Schranke.
Nachtrag vom 17.02.2025 – Die Presse, zuletzt die Welt am Sonntag, liefert nach aktuellen Studien eine wichtige und entscheidende Aktualisierung: Wir sprechen nicht mehr von Mikroplastik sondern von Mikro- und Nanoplastik, kurz MNPs. Während Mikroplastik laut Definition in einer Partikelgröße meist in einer relativ großen Spannweite zwischen 0,0001 Millimeter (mm) bis kleiner als 5 mm stattfindet, und dadurch z.T. noch mit dem menschlichen Auge erkennbar ist, ist Nanoplastik, wie der Name sagt, ganz konkret im winzigen Nanometerbereich unterwegs: Diese Partikel weisen eine Größe von nur 0,000001 mm auf. Damit sind sie so klein wie z.B. Proteinmoleküle und können mühelos Zellwände durchdringen. Das sind entscheidende Erkenntnisse, die eine ganze Spannweite von schweren gesundheitlichen Folgen bereithält – mehr hier.
Es wird, laut Aussage der AWI-Wattenmeerstation Sylt (Alfred-Wegner-Institut) angenommen, dass jeder Mensch jährlich ca. die Kunststoff-Menge einer Kreditkarte in Form von Mikroplastik zu sich nimmt.
Grundsätzlich wird primäres und sekundäres Mikroplastik unterschieden:
- Primäres Mikroplastik resultiert meist aus Kosmetikprodukten, textilem Faserverlust (z.B. Wirrfaserverbünde wie Fleece) oder technischen Granulaten. Es wird in Form von kunststoffbasierten Granulaten bzw. Pellets gezielt industriell hergestellt. Dabei kommen u.a. unterschiedliche Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET), Polyvinylchlorid (PVC), Polyamid (Nylon) und Ethylenvinylacetat (EVA) zum Einsatz.
- Sekundäres Mikroplastik entsteht durch chemische und physikalische Alterungs- und Zerfallsprozesse sowie Abrieb aus beispielsweise Plastiktüten, Plastikflaschen oder Reifen. Reifenabrieb wird durch Individualverkehr, aber insbesondere Transport und Logistik verursacht. Dieses Mikroplastik gilt als besonders schadstoffbehaftet.
In einem Interview hat Prof. Dr. Michael Braungart, der Begründer des Cradle-to-Cradle-Prinzips, zudem kürzlich darauf hingewiesen, dass jeder von uns in etwa 110 g Abrieb und damit Mikroplastikpartikel durch Schuhsohlen im Jahr in die Umwelt einbringt.
Noch mehr Kunststoff in Zukunft
Steigende Bevölkerungszahlen bedeuten zwangsläufig steigende Kunststoffmengen. Im „Plastik-Bericht“ des World Wildlife Fund (WWF) wird davor gewarnt, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2040 verdoppeln und die Kunststoffverschmutzung verdreifachen wird, wenn es nicht gelingt, die wahren Auswirkungen und die damit verbundenen Kosten von Kunststoffen zu erkennen und zu beseitigen. Dass diese Kosten momentan nicht berücksichtigt und einkalkuliert werden, liegt an uneinheitlichen Regulierungsansätzen, falschen Anreizen, fehlenden technischen Kapazitäten und finanzieller Unterstützung an falscher Stelle.
Aber wo ist die Lösung? Verzicht auf konventionellen, erdölbasierten Kunststoff bzw. Verhinderung eines unkontrollierten Eintrags von Kunststoff oder dessen Partikeln in die Umwelt muss so weit wie möglich passieren. Gleichzeitig sind zirkuläre Geschäftsmodelle über die gesamte Wettschöpfung hinweg, durchgehend geschlossene Wertstoff-Kreisläufe und funktionierende, innovative Recyclingkonzepte zwingend. Ein Leben ohne Kunststoffe ist in unserer heutigen Zeit nicht realistisch – aber eine sinnvoller Umgang mit dem Material und der Ressource Kunststoff sehr wohl.
Mehr Informationen liefert das Umweltbundesamt. Interessante Einblicke liefert auch dieser Beitrag des NDR.
Fotos: privat (Titelbild), Stijn Dijkstra, Pexels (Plastikgranulat), Sébastien Vincon, Pexels (Müll), Ingo Joseph, Pexels (Schuhe)