Aller guten Dinge sind drei

von Yvonne

Ich hatte es an verschiedener Stelle bereits erwähnt: Meine langjährige Odyssee in Sachen „Trouble Belly“ ist nicht zuletzt soweit negativ voran geschritten, da ich einfach nicht den richtigen Arzt gefunden habe.

Mein damaliger Hausarzt war zu dem Zeitpunkt, als bei mir die ersten heftigen Entzündungsschübe kam, vermutlich total überfordert. Ich möchte ihm das gar nicht als Ignoranz oder sogar Unwissenheit unterstellen. Die Schulmedizin hat die Komplexität des Darms nicht auf dem Schirm, arbeit ausschließlich symptomatisch und ist vermutlich an vielen Punkten auch noch nicht soweit.  Soweit meine Erfahrung. Und gerade bei älteren Ärzten stößt man dann auf taube Ohren ohne wirkliche Hilfe. Das soll kein Vorurteil sein – das ist meine persönliche Erfahrung.

Kann natürlich sein, dass ich eine Ausnahme bin. Dann wäre alles halb so wild und ich habe nur einfach Pech gehabt. Kann aber auch sein, dass es nicht der Fall ist. Jedenfalls musste ich über die letzten Jahre zum Teil ziemlich ratlos meiner Situation gegenüber stehen und wusste oft nicht, wie ich weiterkomme. Vielleicht hätte ich auch mehr Druck machen müssen.

Auch meine vorletzte Hausärztin konnte nicht in dem Maße helfen, wie nötig. Immerhin hat sie sich aber wenigstens schon mal an das Thema „Mikrobiom“ herangewagt – jedoch nur an der Oberfläche gekratzt.

Erst jetzt, nach wohl gemerkt 8 Jahren, des Herumirrens stehe ich an dem Punkt, an dem ich sagen kann: Ich habe sie gefunden – eine persönliche Taskforce, meinen Dreiklang.

Das ist einerseits meine großartige Ärztin in Bonn, bei der ich letztes Jahr gelandet bin, als wirklich nichts mehr ging. Sie ist Schulmedizinerin, aber auch alternativ ausgerichtet und somit ganzheitlich aufgestellt. Die ganze Praxis lebt und arbeitet nach dem Prinzip der ganzheitlichen Medizin und versucht bei jedem Patienten hinter die Kulissen zu schauen, um an die Ursache heran zu gehen. Ein bisweilen sehr mühsames Unterfangen – in meinem Fall ganz sicher. Ihr ist verdanken, dass ich letztes Jahr nicht komplett aus dem Verkehr gezogen werden musste. Sie hat die richtigen Schlüsse gezogen und sofort richtig eingeordnet, dass zum Beispiel meine beginnende Depression keine „Typsache“ ist sondern rein organisch bedingt war. Wer weiß, wo es mich andernfalls hin geführt hätte… Darf ich mir gar nicht ausmalen.

Sie hat diffuse Baustellen wie fehlende Neurotransmitter, mangelnde Serotonin-Bildung, Malabsorption von Aminosäuren, Schlafstörungen, Muskelschwäche, Migräne und allerlei anderen Themen als eindeutige „Nebenkriegsschauplätze“ meiner Darmerkrankung identifiziert – und in weiten Teilen soweit in den Griff bekommen, dass sich damit leben und der Alltag bewältigen lässt.

Jedoch waren wir vor einigen Wochen an dem Punkt, wo auch sie ratlos wurde. Nämlich als es darum ging, dass meine Darmschleimhaut sich offensichtlich immer weiter abbaut bzw. durchlässiger wird und vermutlich Bakterien in irgendeiner Form ihr Unwesen treiben. Es war klar: Hier muss noch mal eine andere Instanz ran.

Diese Instanz hab ich im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg gefunden. Es gibt dort eine sehr spezialisierte Abteilung für Darmerkrankungen. Sie genießt den Ruf, zu den besten in Deutschland zu gehören – und (leider!) zu den wenigen. Auch hier wird ein deutlich ganzheitlicherer Ansatz verfolgt, der mit der Philosophie des Gründers Salomon Heine erklärbar ist. Es geht im Kern um Menschenliebe und das wird in diesem Krankenhaus gelebt – nicht nur in der Abteilung, in der ich mich befinde. Auch hier trifft man auf sehr ambitionierte, qualifizierte,   nette Menschen und man schaut über den Tellerrand der klassischen Schulmedizin hinaus. Jedoch werden hier zunächst auch erst einmal Fakten geschaffen und alle relevanten Tests durchgeführt. In diesem Stadium befinde ich mich gerade. Auch dies ist wieder ein etwas langwieriges Thema, ein fließender Prozess und nicht alles mal eben auf die Schnelle zu erledigen. Aber ich fühle mich hier gut aufgehoben und bin sicher, dass ich nicht nur durch meine tolle Ärztin und meine ambitionierte Ernährungstherapeutin auf jeden Fall Fortschritte machen werde.

Die dritte im Bunde (ist es ein Zufall, dass maßgeblich Frauen für den Heilungserfolg sorgen??? Fällt mir gerade so auf…) – ist meine großartige Hamburger Osteopathin. Dass ich sie gefunden habe, ist ein absoluter Glücksgriff. Ich behaupte aber auch gerne, dass das kein Zufall ist. Ich bin bei einem wirklich guten Orthopäden gelandet, als meine Hüfte komplett blockiert war. Kannte ich auch noch nicht. Jedenfalls konnte ich mich praktisch nicht mehr bewegen. Für die Folgebehandlung hat er mich an besagte Osteopathin über wiesen. Und damit kamen eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse zusammen.

Wir wissen nämlich jetzt, dass auch das wieder mit der ganzen Darmgeschichte zusammenhängt. Dieses Licht hat meine Osteopathin in die Sache gebracht. Denn eine wichtige Erkenntnis war: Wer Bauch hat, hat auch Rücken.  Ich hatte zum Teil solche heftigen Rücken- und Hüftschmerzen, dass ich mich echt nicht mehr bewegen konnte. Meine Osteopathin hat mir so unglaublich geholfen, diese Blockaden zu lösen. Und darüber hinaus mit ihren, „magischen Händen“ Dinge herausgefunden, bei denen es mir nach wie vor ein Rätsel ist, wie man das ertasten oder fühlen kann – wobei sie streng genommen „nur“ die Hand auflegt (so zumindest meine laienhafte Wahrnehmung). In diesem Fall muß ich ganz klar sagen: Ich muss nicht alles verstehen.  Auch wenn ich es gerne möchte. Wenn es funktioniert, dann ist alles wunderbar. Und sie sagt sie gerne: Wer heilt, hat Recht. Kann ich mit leben.

Diese drei Instanzen sind also meine persönliche Lösung bzw. Therapiekombination. Aber wie man eben sieht, hat es lange gedauert, bis ich diese tollen Menschen gefunden habe. Und es hat in hohem Maße erfordert, dass ich mich selber kümmere bzw. im richtigen Moment auf die richtige Person gestoßen bin – und das auch erkannt hat.

Eine vierte Person muss ich aber an dieser Stelle auch nennen. Meine Fastenleiterin und Heilpraktikerin auf Sylt (wieder eine Frau…) Sie hatte schon vor einer ganzen Weile diverse Vermutungen geäußert und hat, seit ich sie kenne und konsultiere, immer einen sehr eigenen Blick auf mich und meine Blutwerte gehabt. Und sie hat vor Jahren schon eine Idee zu meinen akuten Beschwerden äußert.

Sie hat mir in der Phase, in der ich ärzteseitig komplett verloren war und Beschwerden hatte, wichtige Impulse gegeben. In dieser Zeit habe ich auch massiv angefangen, an meiner Ernährung zu schrauben.  Sie hat überhaupt erst den Blick auf den Zusammenhang von Darm und Ernährung gelenkt. Außerdem hat sie konkret meinen Stoffwechsel untersucht und bereits einige Lebensmittel identifiziert, die nicht gut für mich funktionieren. Das Programm Gesund + Aktiv hat mir dabei sehr geholfen. Dazu an anderer Stelle mehr.

Ganz wichtig: Ich habe gezielt begonnen, meinen, in dieser Phase sehr stark durch das Stresslevel eines Jobs im Bekleidungsumfeld geprägten Lebensstil anzugehen. Es war viel zu viel los bei mir und ich musste lernen, Auszeiten einzubauen.

So habe ich mich mit Yoga angefreundet (sieht auch meinen Blog-Beitrag Yoga und ich), den Wert ausgedehnter Gassirunde mit meinem Hund im Wald erkannt, die Nordsee noch mehr schätzen gelernt – und an so manchen Schrauben gedreht. In der Phase bin ich auch zum Fast-Vegetarier (neudeutsch: Flexitarier) mutiert und habe mich nachhaltig von verarbeiteten Lebensmitteln zurückgezogen.

Was lernen wir daraus? Man muss offen sein und im Zweifel so lange suchen, bis man die Menschen findet, die einem helfen können. Man muss über den Tellerrrand einer Erkrankung und der verschiedenen medizinischen Disziplinen hinaus schauen und auch alternative Ansätze zulassen, wenn nichts mehr geht. Eine Erkrankung, insbesondere eine chronische, ist immer eine Summe vieler Faktoren. Und der Ursprung liegt oftmals Jahre oder gar Jahrzehnte zurück.

In meinen Augen aber das Wichtigste: Man darf sich nicht mit einer Diagnose zufrieden geben, die augenscheinlich unzureichend oder gar falsch erscheint. Man muss kritisch sein, mitdenken und hinterfragen – und sich selber helfen.

Und die Menschen finden, bei denen man sich gut aufgehoben und vor allem ernst genommen fühlt.

 

Foto: Miguel Á. Padriñán von Pexels

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