Die Sache mit dem Kauen

von Yvonne

Das Doofe an Fast Food ist manchmal gar nicht unbedingt, dass es ungesund ist. Es gibt nämlich durchaus auch brauchbares Fast Food – dann ist es zwar schnell gemacht, aber aus frischen und guten Zutaten.

Ein gutes Beispiel dafür ist mein „Döner-Mann“ in Hamburg am U-Bahnhof Lattenkamp. Die Jungs dort machen wirklich richtig guten Döner. Alles hausgemacht und super frisch. Für die Fleischfresser gibt es Hähnchen oder Lamm zur Auswahl, für Vegetarier und Veganer gibt es eine Kombi mit Grillgemüse. Dazu gibt es frischen Salat, Rohkost und leckere hausgemachte Saucen – alles ohne irgendwelche künstlichen Zusatzstoffe. Klingt eigentlich nach dem perfekten Essen „auf die Schnelle“.

Ich habe mir kürzlich endlich mal einen gegönnt. Ich renne, wenn ich in Hamburg bin, fast jeden Tag an dieser Bude vorbei – und es riecht immer ganz großartig. Heute musste es endlich sein. Ich war kurz vor der Abreise Richtung Köln, hatte gerade eine große Gassirunde mit Howard hinter mir und es fing gerade an zu regnen. Ich dachte mir: Jetzt oder nie. Ich hatte soooooo Lust und habe mir einen Döner auf die Hand gekauft, ausnahmsweise mal mit Hähnchen (einmal die Woche esse ich inzwischen wieder Geflügel). Ich habe auch extra das Vollkornbrot statt der Weißmehlpita gewählt. Zugegeben, ich habe seit Jahren kein Döner gegessen. Kein Scherz. Und dieses Ding zu essen, ist eine echte Herausforderung, die Hälfte hängt im Gesicht – die andere Hälfte droht permanent abzustürzen.

Ob man will oder nicht, schon aufgrund dieser Tatsache schlingt man mehr als dass man isst. Und genau da kommen wir zum Kern des Problems: Dem Kauen. Denn kauen ist wichtig: Sehr, sehr wichtig.

Die meisten sagen: Klar, wo ist das Problem? Ich kaue doch! Muss man doch nicht drüber nachdenken.

Doch – muss man.

Denn die meisten kauen zu wenig. Im optimalen Fall kaut der Mensch jeden Bissen um die 30 mal. Klingt viel, ist aber nötig. Denn nur so ist gewährleistet, dass die Nahrungsmittel wirklich zerkleinert werden und so überhaupt erst brauchbar verdaut werden können. Platt gesagt: So lange, bis alles zu Brei ist.

Passiert das nämlich nicht, schlucken wir große – zu große – Stücke und unser Magen und  in Folge dann auch unser Darm kämpfen wie die wahnsinnigen damit, die Struktur zu zerlegen und dem ganzen Batzen auch noch irgendetwas Nährstoffreiches zu entziehen.

In diesem Fall droht das eigentlich gesunde Essen sogar zu einem echten Problem zu werden. Gerade Rohkost muss enorm gut gekaut werden, um überhaupt halbwegs verdaulich zu sein. Insbesondere Menschen mit Darmerkrankungen haben mit Rohkost deshalb ohnehin große Probleme. Auch Fleisch sollte möglichst gut gekaut werden, um nicht als Brocken irgendwo in einer Ecke der Innereien hängen zu bleiben. Es gibt sogar Fachleute, die sagen, Fleisch verwest sogar in gewisser Weise im Körper. Das will wirklich keiner haben. Und das kann keinesfalls gesund sein.

Bevor sich jetzt Horrorszenarien auftun – zurück zum Thema! Kauen.

Wir haben gerade im Bekanntenkreis einen Fall von akuter Divertikulitis hinter uns. Ich hatte an anderer Stelle (nämlich hier) darüber berichtet. Bei dieser Erkrankung ist gutes Kauen essentiell. Es ist Bestandteil einer erfolgreichen Therapie und wichtiger Schutz vor einem erneuten Schub.

Aber auch für gesunde Menschen lohnt es sich, genauer hin zu schauen. Gerade bei dem „Schnell mal mittags aus der Hand Essen“ das Bewusstsein einzuschalten. Und sich zu konzentrieren. Und sich seinem Essen mit voller Aufmerksamkeit zu widmen, ihm die nötige Wertschätzung zukommen zu lassen und zu genießen – ohne Hektik und Ablenkung. Auch wenn die Mittagspause nur ganz kurz dauert – so viel Zeit muss sein. Nicht zuletzt um die Power zu erhalten. Denn was nutzt das schnelle Essen, wenn ich dann den Rest Tag völlig ausgeknocked in den Seilen hänge und mich nicht mehr konzentrieren kann. Schafft irgendwie nichts. Also: Kauen! Und genießen. Dann darfst auch mal der Döner sein.

 

Foto: Arindam Raha von Pexels

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