Der Anfang allen Übels

von Yvonne

Der Anfang allen Übels ist oft das größte Problem. Nicht, dass es einen Anfang gab, sondern sondern dass man den Anfang nicht realisiert hat. Oder jemand anderes ihn nicht realisiert hat. Oder nicht also wichtig genug erachtet hat.

In meinem Fall stellte sich die Frage gestern während meines ausgiebigen Erstgesprächs im Krankenhaus. Ich sollte mal erläutern, wie der ganze Hergang mit meinem „trouble belly“ bisher war.

Während ich so in meinem Gedächtnis kramte und vor allem die Anfangschronologie noch mal zusammengefasst habe, drängte sich mir ein Gedanke auf: Was wäre passiert, wenn mein Hausarzt damals auch nur ein bisschen meine Beschwerden ernst genommen hätte? Ich erinnerte mich an diesen Schlüsselmoment, in dem ich mit Höllenschmerzen und einer akuten Entzündung zusammengekrümmt vor ihm saß und praktisch nicht arbeitsfähig war (ich erinnere mich gut daran, denn ich bin wirklich nur zum Arzt gegangen, wenn nichts mehr ging). O-Ton meines damaligen Hausarztes: „Das sind bestimmt irgendwelche Unverträglichkeiten, das finden wir sowieso nicht raus. Ich schreibe Ihnen mal ein Schmerzmittel auf.“

Ich darf einfach mal vermuten.: Hier liegt der Anfang des Übels. Zumindest ein Teil davon. Warum plötzlich diese irren Schmerzen? Ich hatte nie Probleme in der Richtung. Und warum ab da immer wieder? „Was ist passiert“, hätte man sich fragen können. Nichts dergleichen wurde beleuchtet. Eine Vermutung ist inzwischen, dass ein Antibiotikum irgendwann in dem Kontext größeren Schaden angerichtet hat. Ich habe in der Phase (und während ich Patienten dieses Arztes war) bei Infekten gerne Antibiotika bekommen. Ich habe immer unter sehr langwierigen und heftigen Infekten gelitten (inklusive ausgeprägter Stirn- und Nebenhöhlenentzündung) – da ist es rückwirkend schwer zu sagen, ob die Antibiotikagabe nun wirklich nötig war. Die einen sagen ja – die anderen sagen nein. Fakt ist: Irgendwas muss ja der Auslöser gewesen sein, weswegen ich plötzlich so heftig auf irgendwas (Nahrungsmittel? Sonstiges?) reagiert habe. Oder was hier überhaupt los sein kann. „Das ist der Stress“, hört man auch gerne mal pauschal und unfundiert.

Erkenntnis des gestrigen Tages: Wir werden es nie herausfinden. Denn leider ist viel zu viel Zeit vergangen, wir sprechen hier von 7-8 Jahren. Es ist einfach zu lange nichts gemacht worden, so dass wir nun wirklich sehr vertrackte verschiedene Baustellen haben, die in Summe ein schönes Gesamtproblem bilden. Hier heranzukommen gleicht einem riesigen Puzzle mit ganz vielen Lücken. Und diese Lücken versuchen wir jetzt nach Plan zu identifizieren und dann gegebenenfalls zu füllen. Soweit die Theorie. Meine Ärztin hat mir allerdings auch gleich klar gemacht, dass wir vermutlich nie mehr zu einer kompletten Heilung kommen werden. Es ist einfach zu viel Zeit vergangen.

Die Frage ist nun also nur noch, wo geht die Reise hin? Welche Therapieansätze sind denkbar, an welchem Punkt muss man gegebenenfalls die Therapie anpassen wo ggf einen ganz neuen Weg einschlagen.

Denn an den Ursprung kommt man nicht mehr ran. Jetzt ist nur noch der weitere Weg relevant.

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